Buchtipps der Steirischen Weingasthöfe

Alte Kochbücher oder die erste steirische Bestsellerautorin



Unter Ferdinand II. war Graz Residenzstadt des römischen Kaisers deutscher Nation. Vom Kaiserhof gingen enorme Kücheninnovationnen aus, zunächst in Richtung Adel und später in die Bürgerhäuser. Graz lag auch von allen deutschen Städten der Handelsmetropole Venedig, über die der Gewürz- und Südfrüchtehandel lief, am nächsten, und das Grazer Umland war sehr fruchtbar. Alles in allem war das ein guter Nährboden, handschriftliche Aufzeichnungen über die Zubereitung von Speisen drucken zu lassen und somit einem größeren Interessentenkreis zugänglich zu machen.

So ist im Jahre 1686 das "Koch- und Artzney-Buch, gedruckt zu Grätz bey denen Widmanstetterischen Erben", erschienen und stellt für die Geschichte der Kochkunst eine wahre Fundgrube dar. Es ist nach dem heutigen Stand der Forschungen das älteste gedruckte österreichische Kochbuch und nur in einem einzigen Exemplar in der Steiermärkischen Landesbibliothek vor-handen. Zwar waren in dieser Zeit nur wenige Menschen des Lesens und Schreiben kundig, doch darf dieses "Barockkulinarium" zusammen mit dem im Jahr 1804 aufgelegten "Grätzerischen Kochbuch" aus Hauptauslöser für eine Küchenentwicklung gelten, die in der "Süddeutschen Küche" der Katharina Prato (erschienen 1859 bei Hesse in Graz) ihren Höhepunkt findet.

Schon im Titel dieses "Koch- und Artzney-Buches" kommt zum Ausdruck, wie sehr die barocke Welt Ernährung mit Gesundheit verband. Die ersten Kochbücher waren mehr als nur Rezeptanleitungen, sie waen auf das gesamtmenschliche Wohlbefinden abgestimmt. Die/der VerfasserIn dieses Buchse ist nicht bekannt. Es gibt zwar keine zwingenden Hinweise auf steirische Autroenschaft, aber spezifische Termini wie "Magenstrützl" oder "Kronawetbeer", die Namen und das bewiesene Vorkommen bestimmter Fischarten und Gefäße sind Indizien für ein Enstehen in der Steiermark. Nur eines ist sicher - die/der AutorIn war vom Fach.

Dieses Buch bildete auch die Quelle für das berühmt gewordene und zehn Jahr später gedruckte Arzneibuch mit angehängtem Kochbuch der Eleonora Maria Rosalia Fürstin von Eggenberg, geborene Fürstin von und zu Liechtenstein, mit dem lustigen Titel "Treywillig auffgesprungener Granat=Apffel".
Beim Studium alter Kochbücher und den darin angeführten Speisen bemerkt man, welchen Einfluß ander Länder auch schon vor über 300 Jahren auf die österreichische Küche ausübten:
 - der bayerische-österreichische Raum mit Striezeln, Krapfen,Strauben
 - Italien mit Torten, Pasteten und Meeresfrüchten
 - der böhmische Raum mit Gollatschen und Pogatschen.


Beitrag von: weinblattl.at