Alte Kochbücher oder die erste steirische Bestsellerautorin ii
Eine der ersten steirischen Bestsellerautorinnen ist auf dem Gebiet der Kochkunst zu finden : Katharina Prato. Die Autorin wurde 1818 als Tochter des Grazer Privatiers Eduard Polt geboren. Sie heiratete sehr jung den Hauptmann Eduard Pratovevera, Professor an der Technischen Militärakademie in Wien. Der Ehemann Nr. 1 hatte sich allerdings bereits in jungen Jahren ein Magenleiden zugezogen, und so begann Katharina schon in den Flitterwochen, sich magenschonende Rezepte für den Herrn Gemahl auszudenken. Trotzdem ist er bereits nach einem Jahr Ehe verstorben.
Erst mit 43 Jahren heiratete Katharina noch einmal, und zwar den Postdirektor Joseph von Scheiger. Da dieser viel auf Dienstreisen war, begleitete sie ihn häufig. Dabei begann die Grazer Hausfrau Rezepte zu sammenl, um die zu Hause auszuprobieren. Diese Rezeptsammlung nahm bald so umfangreiche Formen an, dass der fabehaften Köchin schließlich geraten wurde, die Rezepte in Buchform zu veröffentlichen. Im Jahr 1858 erschien die erste Ausgabe von "Die Süddeutsche Küche" unter dem Pseudonym Katharina Prato. Das Buch wurde ein Bestseller, insgesamt 70 Auflagen wurden gedruckt! Die Rezepte und Zubereitungsarten wurden dabei der jeweiligen Zeit entsprechend adaptiert. Mit einer halben Million verkaufter Bücher, übersetzt in 18 Sprachen, ist Katharina Prato bis heute eine der meistgelesenen Autorinnen Österreichs. Sie wurde zu einer Leitfigur der österreichischen und mitteleuropäischen Küche, auf die sich noch immer zahlreiche Kochkünstler berufen. Die "Süddeutsche Küche" wurde nach dem 2. Weltkrieg das letzte Mal in einer stark veränderten Ausgabe aufgelegt und ist heute nur noch antiquarisch zu ergattern.
Kochbücher aus früheren Jahrhunderten wurden immer nur für die Oberschicht zusammengestellt und waren Wunschbild und Anleitung zu einer Kochkultur, die aber nicht das tatsächliche Eßverhalten der breiten Bevölkerung repräsentierteen. Man findet darin auch recht außergewöhnliche, Rezepte aus fernen Ländern, um Weltoffenheit zu demonstrieren. Wenn man diese Kochbücher studiert, stellt man verblüfft fest, dass vieles schon einmal dagewesen ist. Alte Kochbücher aller Regionen spiegeln ganz im besonderen die Geschichte von Kultur, Landschaft und Menschen und zeigen uns auch, was wir alles verloren haben.
Beitrag von: weinblattl.at